Die Lasers in Manufacturing – LiM 2025 nimmt neue Möglichkeiten der flexiblen Strahlformung und den rasch zunehmenden AI-Einsatz in den Fokus. Konferenzleiter Prof. Jean Pierre Bergmann spricht im Interview über aktuelle Trends und die Highlights der LiM.
Prof. Jean Pierre Bergmann, Fachgebietsleiter Fertigungstechnik an der Technischen Universität Ilmenau, Germany
Wo setzt die LiM 2025 die inhaltlichen Schwerpunkte?
Unsere Konferenz hat traditionsgemäß drei Säulen: Makromaterialbearbeitung, also das Schweißen und Löten, das Schneiden und die Oberflächenbehandlung im Maßstab ab 100 Mikrometer aufwärts. Hier verschieben sich die inhaltlichen Schwerpunkte zunehmend in Richtung digitaler Methoden, von der Steuerung und Simulation bis zur In-situ-Radiographie und Monitoring. Die zweite Subkonferenz widmet sich der Mikro- und Nanomaterialbearbeitung. Hier kommen zum Trennen, Fügen, Bohren und Abtragen von Materialien bis in den Sub-Mikrometerbereich hinein auch deren Strukturierung, Funktionalisierung oder die Dünnfilmbearbeitung hinzu. Auch um Multiphotonenprozesse und um die Erzeugung von Nanopartikeln und Nanostrukturen mit photonischen Methoden wird es diesmal gehen. Und im dritten Bereich, dem Additive Manufacturing geht es um laserbasierte Verfahren wie den schichtweisen Aufbau von Bauteilen aus Metall, Polymeren, Keramik oder Glas im Pulverbett, das Laserauftragschweißen. Auch hier geht es um Simulation und Modellierung, Prozesssteuerung und um die In-situ-Radiographie, die ganz neue Möglichkeiten der Prozesskontrolle eröffnet.
Gibt es in Ihrem Segment der Photonik gerade spannende Technologietrends?
Ich würde zwei Themen hervorheben, über die auch unsere Keynote-Speaker Chu Lun Alex Leung vom University College London und Barbara Previtali vom Politecnico di Milano sprechen werden. Das eine betrifft die Strahlformung. Wir sehen einen klaren Trend zu zeitlich und räumlich immer präziseren, flexibel an die spezifische Anwendung angepassten Strahlformen. Diese lassen sich im laufenden Prozess verändern und anpassen, beispielsweise um lokale Überhitzung beim Schweißen oder Schneiden zu vermeiden oder im Sinne schneller Skalierung der Laserbearbeitungsprozesse. Das zweite Thema ist die bereits angeklungene In-situ-Radiographie. Einige Forschungsteams in Europa haben damit begonnen, laufende Laserbearbeitungsprozesse im Synchrotron zu durchleuchten und die Röntgenaufnahmen mit hohen Bildraten, Kontrasten und exakten Zeitstempeln zu sichern. Die Versuche im Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg oder in der European Synchrotron Radiation Facility ESRF in Grenoble werden unser Prozessverständnis signifikant vertiefen und geben uns die Möglichkeit, die Ursachen von Qualitätsschwankungen im Detail zu ergründen. Wir können exakt nachverfolgen, was im Material am Bearbeitungspunkt vor sich geht, kurz bevor, während und nachdem es der Laser aufgeschmolzen hat.
Wohin führen diese Trends?
Dieses Wissen ist die Basis, um künftig eine First-time-Right-Production zu ermöglichen und für gleichbleibend hohe Qualität die Parameter im laufenden Prozess nachregeln zu können. Denn wir können die Daten aus der In-situ-Radiographie nutzen, um Machine-Learning-Algorithmen gezielter zu trainieren, weil wir besser verstehen, wie es zu Fehlern und Störstellen im Prozess kommt. Beide Themen kommen übrigens nicht nur in den Keynotes vor, sondern ziehen sich durch alle drei Subkonferenzen der LiM 2025. Das zeigt, dass ein Wandel in der Laserfertigung vonstattengeht. Der Einsatz von Artificial Intelligence schreitet rasch voran und hilft, die hochentwickelte sensorische Prozessbeobachtung für umfassende Prozesskontrolle nutzbar zu machen. Zusammen mit der jederzeit flexibel einstellbaren Strahlform und Intensitätsverteilung am Bearbeitungspunkt erweitert das den Werkzeugkasten der Lasermaterialbearbeitung ungemein.
Gibt es auf Ihrer Konferenz Highlights, auf die Sie die LASER-Community hinweisen möchten?
Ein Höhepunkt ist natürlich die Eröffnung mit den beiden Keynotes. Für uns als Wissenschaftliche Gesellschaft Lasertechnik und Photonik – WLT – gehört auch die Verleihung des WLT-Preises für herausragende Leistungen in der angewandten Laserforschung an Talente aus der Wissenschaft zu den Highlights. Und natürlich geht es den Besucherinnen und Besuchern der LiM um Vernetzung und den persönlichen Kontakt. Neben den Konferenzpausen bietet unser Event am Mittwochabend im Augustiner-Keller (25. Juni 2025, 19-23 Uhr) hierfür reichlich Gelegenheit. Dieses Jahr kommt für die Vortragenden eine weitere Neuerung hinzu. Wir werden in Kooperation mit Verlagen ausgewählte Papers in Sonderausgaben von Fachzeitschriften publizieren. Es gehört in vielen PhD-Programmen mittlerweile zu den Anforderungen, Fachartikel in peer-reviewed Magazinen zu veröffentlichen. In diesem Sinne kann es also ganz konkret von Vorteil sein, auf der LiM vorzutragen.
Alles Weitere zur LiM 2025 erfahren Sie unter www.wlt.de/lim-conference